Die Portage
Unter Portage versteht man normalerweise den Abschnitt zwischen zwei Seen oder Flüssen, der überbrückt werden muss, sei es, weil der Fluss nicht befahrbar ist, oder einfach keine Verbindung zwischen den Seen besteht. Wie lange kann man ein Boot mt 17,5 Kg Gewicht auf der Schulter oder dem Rücken tragen und wie kommt das weitere Gepäck möglichst schnell zum nächsten Einsatzort?
Zum Glück gibt es meist Wege, Trampelpfade oder Wechsel, auf denen man sich fortbewegen kann. Im Idealfall muss ich nur zwei Mal gehen. Das Gepäck ist dann so aufgeteilt, dass das Fahrrad als Lastesel dient. Das Fahrrad wird an der Aussetzstelle ganz normal bepackt: Sattel-, Lenker- und Lowridertaschen, Schlafsack vorne und Zelt hinten auf dem Träger montiert. Der kleine Rucksack kommt oben drauf, der große schwere Touren-Rucksack mit dem Proviant für die nächsten 14 Tage (oder noch länger) wird auf dem Rücken getragen (wiegt manchmal am Anfang zusätzliche 25 Kilogramm). Manchmal, wenn es der Weg erlaubt, der Hänger eingehangen mit mitgezogen. So lässt sich eine Portage schnell überwinden. Wie gesagt, wenn man das Rad schieben kann und der Weg das hergibt.
Für die Portagen mit dem Boot entwickelt man mit der Zeit die passenden Muskelpartien. Die ersten Portagen waren die Hölle. Rückenschmerzen über Tage, aber am Anfang macht man auch vieles falsch. Für Portagen gibt es vom Hersteller auch eine Vorrichtung, mit der man das Boot quasi auf den Rücken schnallen kann. Bisher habe ich es nicht gekauft und deshalb auch nicht ausprobiert. Vielleicht hilft es ja, ist aber auch zusätzliches Gewicht, was man später auf dem Rad verstauen muss.
Die bisher weiteste Strecke zwischen zwei Einsetzstellen waren 6,6 km. Da ist man dann schon ein paar Tage oder noch länger beschäftigt, oft muss man auch erst mal eine Vorhut schicken, um überhaupt die richtige Passage zu finden. Ich bin oft in Gegenden unterwegs, in denen anscheinend noch nie jemand eine Paddeltour unternommen, dementsprechend viel muss erst mal erschlossen werden. Satellitenaufnahmen helfen mir dabei, den oft zwar nicht kürzesten aber schnellsten Weg zu finden.
Das Ally 15,5 DR kann ich bei einem halbwegs gutem Untergrund rund 1 km ohne Stopp tragen, danach tut aber alles weh. Die Rücktour wird dann zur Regeneration benutzt. Zu zweit ist es natürlich einfacher, aber viel schneller ist man auch nicht. Denn: Schließlich hat man dann auch mehr Gepäck und ja auch zwei Fahrräder.
Ab wann lohnt sich eine Portage durch eine kurze Wasserung abzukürzen? Bis alles wieder im Boot verstaut ist, vergeht so einige Zeit, deshalb sind Paddeltouren von nur ein paar Hundert Metern eigentlich nicht sinnvoll, aber manchmal der einzige Weg, um überhaupt dem Unterholz entkommen zu können. Besonders in Schweden verübelt manch ein Biber den Tag. Am liebsten fällt er ja die Birken in Wassernähe. Leider ist dies oft auch die einzige Weg für die Portage.
Natürlich, eine ideale Paddeltour ist die, bei der man das Boot am Anfang einsetzt und am Ende alles zusammenpackt und mit dem Fahrrad die Tour fortsetzt, kommt aber leider eher selten vor (von Deutschland mit seinen vielen Schleusen mal abgesehen). In der Wildnis gehört die Portage zum Alltag. Und wenn es auch sehr anstrengend klingt. Durch die Kombi auch Bike & Boot ist der Weg wirklich das Ziel und man lernt Regionen kennen, in die man sonst nie gekommen wäre.
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Der passende Anhänger

Das Faltboot für die Radtour
Für eine kombinierte Rad- und Paddeltour braucht man das passende Boot. Was ist das passende Boot? In das passende Boot passt das Fahrrad, und das Boot passt wiederum aufs oder besser hinter das Fahrrad auf einen Hänger. Dann gibt es noch weitere Kriterien wie Gewicht, Einsatzzweck, Zuladung usw.
Je mehr Kriterien zusammenkamen, desto enger wurde die Auswahl. Besonders das Gewicht war oft ein Knock-Out-Kriterium. Viele Faltboote wiegen doch deutlich über 20 Kilogramm. In die engere Auswahl kamen deshalb die Boote der norwegischen Firma Bergans. Ally heißen sie. Sie sind schon auf Expeditionen eingesetzt worden und eignen sich je nach Modell auch für Wildwasserfahrten. Die Auswahl ist groß (jüngst kam ein weiteres Modell - ein Solokanadier dazu), es sei deshalb angeraten bei einem Händler zu kaufen, der die Boote auch für eine Probefahrt zur Verfügung stellt.
Nur so lässt sich feststellen ob das Boot einem liegt, ob es tragbar ist (zum Beispiel über Kopf), wie es auf Windböen reagiert und ob das Fahrrad mit Gepäck reinpasst. So kann man auch testen, ob das Fahrrad demoniert werden muss, oder auch in Gänze ins Boot gelegt werden kann. Auch den Hänger sollte man bei einem Test nicht vergessen, schließlich muss auch der mit auf die Tour. Wobei man den zur Not auch oben raufschnallen kann.
Bleiben wir gleich beim Hänger. Der ausgesuchte Bob Yak passt komplett in die eine Steven des Bootes. Idealer ist es, das Laufrad heraus zu nehmen, dann nimmt er weniger Platz weg. Aber zur Hängerauswahl erfährst Du mehr in der Rubrik "Der Hänger".
Zum Boot: Die Entscheidung fiel auf den Ally Pathfinder 15,5, DR. Das Boot ist noch ganz gut solo steuerbar. Im beladenen Zustand ist es auch bei stärkerem Wind noch beherrschbar, im unbeladenen Zustand, also beispielsweise mit einer Person von 80 kg und 20 kg Gepäck, ist das Lenkverhalten bei Wind katastrophal. Selbst auf kleineren Ausflügen, zum Beispiel zum Angeln, belade ich deshalb das Boot sicherheitshalber mit Steinen als Balast. Dann ist es aber spurtreu und recht schnell.
Der Aufbau ist am Anfang nicht einfach, ich habe das Boot zunächst in der Wohnung aufgebaut. Am Anfang flutschen auch die Stangen fast gar nicht durch die Bootshaut. Das war schon eine Quälerei. Die einzelnen Teile richtig zu sortieren ist auch nicht einfach, eine Nummerierung wäre hilfreich. Als Werkzeug braucht man nur einen Gummihammer, aber selbst mit dem ist es manchmal mühsam die Plastikclips in die Verankerung zu schlagen. Sie leiern auch mit der Zeit aus, sind aber auch nicht so relevant (wenn nicht alle offen stehen), das Boot geht davon nicht unter. (nur bei Wildwasserfahrten sollte alles dicht sein). Aber Wildwasser meide ich mit all dem Gepäck, ein Kentern mit Bike und Hänger wäre nicht lustig.
Mit ein bißchen Übung braucht man aber für den Aufbau nicht viel länger als 30 min, manchmal geht es auch schneller, kann aber auch länger dauern, das hängt immer davon ab, wie genau man die Stangen zuvor durch die Bootshaut geschoben hat. Der Abbau geht rasanter, allerdings dauert dann das Verpacken auf dem Anhänger wieder länger. Im Grunde kann man damit rechnen, dass für Ab- und Aufbau zwischen Rad- und Paddeltour jeweils eine Stunde benötigt werden.
Das Boot ist mittlerweile sieben Jahre alt, Ersatz war noch nicht nötig, ein paar Stangen sind mittlerweile leicht verbogen, einige Federn hängen nur noch am seidenen Faden und müssten demnächst mal ausgetauscht werden. Die Verarbeitung der Alustangen wird oft kritisiert, zur Recht, denn sie sind nicht eloxiert, so bekommt man ständig schwarze Finger. Für 1800 Euro kann man in dieser Beziehung doch bessere Qualität verlangen. Empfindlich ist auch die Bootshaut im oberen Bereich, dagegen hilft eigentlich nur das Anbringen von Schaumstoff. Ideal sind die Schaumstoffrohre, wie man sie im Heizungsbau zur Isolierung verwendet. Die sind leicht, billig und lassen sich auch super auf dem Fahrradanhänger verstauen. Mit dem Schaumstoff-Schutz nimmt einem das Boot auch so manch einen Rempler am Felsen nicht ganz so übel.
Die Bootshaut besteht es aus zwei verschiedenen Lagen, die dunkelgrüne ist dicker und deutlich robuster und hält auch so manch eine Bodenberührung aus. Die hellgrüne kann sehr empfindlich reagieren, und reisst schon mal auf, dann hilft nur flicken. Bodenberührung kann sowieso ein heikles Thema sein. Da merkt man dann den Nachteil einer flexiblen Bootshaut. Dort, wo man mit einem starren Kanadier rüberschrammt, bleibt der Ally stecken: Oft sieht man die Steine nicht im Wasser, besonders bei Wellengang. Wenn man dan aufsetzt, ist es zu spät. Im ungünstigsten Fall sitzt das Boot genau in der Mitte auf dem Stein auf. Drumherum ist es dann so tief, dass ein Abstossen mit der Paddel nicht möglich ist, man selbst sitzt im hinteren Bereich, auch hier hilft keine Gewichtsverlagerung. Ins Wasser springen und ziehen hilft oft auch nicht, oder das Wasser ist zu kalt. Einzige Lösung: das Gepäck umsortieren. Eine gefährliche und zeitraubende Angelegenheit. Aber bisher hat es immer noch geklappt, wieder loszukommen.
Insgesamt ist es aber ein netter Begleiter, der sich ideal für eine Bike & Boot-Tour eignet.
Die Daten:
Ally Pathfinder 15,5
Länge 472 cm
Breite 84 cm
Breite Dollboard 77 cm
Bootsbreite/Wasserlinie 80 cm
Tiefe 34 cm
Bogenhöhe 45 cm
Gewicht 17.5 kg
Infokatalog gibt es zum Download hier:
Das Reiserad fürs Boot
Die Vorgabe war ein Fahrrad, dass man falten kann, dass aber auch genauso stabil ist, wie ein normales Reiserad. Das Ergebnis war ein Fahrrad, das nicht von der Stange kommt. Es hat lange gedauert, bis ich einen geeigneten Rahmenbauer gefunden hatte, der bereit war, einen passenden Rahmen aus Edelstahl mit Faltmechanismus zu konstruieren. Vorgabe: Der Rahmen muss so einiges aushalten. Das Fahrrad ist Packesel, Zugmaschine fürs Boot und sollte trotzdem schnurren wie eine Katze. Und ein guter Rahmen kann Leben retten. Wer weiß, was alles in der Wüste, in der Steppe, in der Wildnis passieren kann. Da muss man sich auf die Technik verlassen können.
Mit Bike, Boot und Bob
Anfangs war es nur so eine Idee. Eine Tour mit Fahrrad und Boot. Schöne Kombination. Könnte man doch endlich all die Sackgassen fahren, die irgendwo an einem Fluss oder See enden. Könnte man doch Regionen erkunden, die einem sonst als Radfahrer verschlossen blieben. Man könnte ständig zwischen Land und Wasser wechseln. Könnte Seehopping betreiben und völlig neue Routen planen. Schöne Idee, aber auch umsetzbar? Einfach ins Boot steigen mit einem Rad ging nicht. Die Vorgaben: Das Boot sollte aufs Rad passen und das Rad ins Boot. Und alles sollte bezahlbar und bei Portagen auch noch tragbar sein. Die Suche begann.
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